Dr. Gülşah Stapel ist seit Mai 2020 Kuratorin für Outreach/Inreach Prozesse bei der Stiftung Berliner Mauer. Sie ist diplomierte Stadt- und Regionalplanerin und unterrichtete von 2012 bis 2014 an der TU Berlin am Fachgebiet für Denkmalpflege. 2021 verteidigte sie ihre Dissertation „Recht auf Erbe in der Migrationsgesellschaft. Eine Studie an Erinnerungsorten türkeistämmiger Berliner*innen“, welche im Rahmen des DFG-Graduiertenkollegs Identität und Erbe 2227 entstand. Im Februar 2023 wurde die Dissertation im Urbanophil Verlag veröffentlicht. Im Rahmen ihrer empirischen und methodischen Forschungen zu unentdeckten historischen Spuren Berlins kollaborierte sie unter anderem mit dem Friedrichshain-Kreuzberg-Museum und der Stiftung Stadtmuseum Berlin. Ihre erste eigenständige Ausstellung „Stadt-Mensch-Geheimnis“ kuratierte sie 2007 zusammen mit Dr. Verena Pfeiffer-Kloss ohne ein Budget und ausschließlich aus Pro bono Leistungen und Sachspenden im Babylon Kino Berlin Mitte. Sie ist Mitglied im Vorstand von ICOM Deutschland und im Fachausschuss Kulturerbe des Deutschen Kulturrates.
Dr. Gülşah Stapel has been Curator for Outreach/Inreach Processes at the Berlin Wall Foundation since May 2020. She holds a degree in urban and regional planning and taught at the TU Berlin from 2012 to 2014 in the Department of Heritage Conservation. In 2021, she defended her dissertation „Recht auf Erbe in der Migrationsgesellschaft. A study of places of remembrance of Berliners with a familybackground from Turkey“, which was written as part of the DFG Research Training Group Identity and Heritage 2227. The dissertation was published by Urbanophil Verlag in February 2023. As part of her empirical and methodological research on undiscovered historical traces of Berlin, she collaborated with the Friedrichshain-Kreuzberg-Museum and the Stiftung Stadtmuseum Berlin, among others. She curated her first independent exhibition „Stadt-Mensch-Geheimnis“ in 2007 together with Dr. Verena Pfeiffer-Kloss without a budget and exclusively from pro bono services and donations in kind at Babylon Kino Berlin Mitte. She is a member of the board of ICOM Germany and the Cultural Heritage Committee of the German Cultural Council.
Session: Utopien gesucht: How to become a „Brave-Place-Museum“?
Input: Love over Rules – Muse sein und nicht Lehrer
Museen waren und sind Orte der Leader einer Gesellschaft. Egal ob in einer großen Metropole oder im Dorfverein. Sie nehmen eine herausragende Stellung in der Selbstthematisierung von Gemeinschaften ein. Dabei ist es egal, ob sie die Gemeinschaft selbst thematisieren oder durch das Beherrschen und Ordnen von Besitz und Wissen sich als Wissende und Besitzende positionieren, sie konstruieren immer kollektive Identitätsvorstellungen. Sie haben trotz geringer kultureller Teilhabe eine herausragende Machtposition. Ihre ungute Komplizenschaft in Geschichte und Gegenwart können davon zeugen.
Ein Brave Place Museum der Zukunft ist in der Lage diese Mechanismen zu reflektieren, die Gegenwart zu sehen, zuzuhören und Verantwortung zu übernehmen. Ein Brave Place Museum beherrscht nicht, es kümmert sich, vor allem um jene, die es weniger guthaben. Ein Brave Place Museum ist weiblich (im Sinne der sozialen Konstruktion) und dient der Gesellschaft als Muse und nicht als Lehrer.
Wie kann eine Gesellschaft „lernen“ um nie wieder unmenschlich, faschistisch und autoritär zu werden? Wie können entmenschlichende, kategorisierende und autoritäre Überzeugungen verlernt werden? Eine von vielen Auseinandersetzung mit dieser Frage mündete im Beutelsbacher Konsens in den 1970er Jahren. Um eine menschbetonte, antifaschistische und freiheitliche Demokratie in der Gesellschaft „zu lernen“ müsse man diese Werte nicht predigen, sondern mit Leben füllen. Man müsse Kompetenzen erwerben, wie Ambiguitätstoleranz, Eigenverantwortlichkeit, Mitverantwortlichkeit und Empathie. Herr Bachmann und seine Klasse haben es gezeigt: um überhaupt lernen zu können, benötigt man einen gelassenen, wohlwollenden sozialen Raum. Was bedeutet das also konkret für Museen?